Was ißt man da eigentlich zum Frühstück?

..das was man kauft!=))) 

Von vorne: Als es fest stand, dass wir dieses Abenteuer durchziehen, erzählten wir natürlich unseren Freunden davon. Eine der ersten war eine sehr enge Freundin und deren Familie (jep, ihr Vali=)) Martin traf alle im Schwimmbad und konnte die  Neuigkeit natürlich nicht für sich behalten. Der Schock saß!! Die Freude für uns natürlich auch und die Traurigkeit uns solange nicht sehen zu können=(

 

 

Nach einigen Tagen, als sich alles etwas gesetzt hatte, sprach ich mit meinem Mann über alles was wir dort so machen und wie es wohl wird, in Südafrika. Unter anderem fragte ich ihn, die für mich durchaus berechtigte Frage: Du, was ißt man dort eigentlich zum Frühstück? (XD XD XD) 

Martin musste schmunzeln und sagte eben ganz trocken:" Na, des was du dort kaufsch!" =)

Ein paar Tage später, saß ich eben mit meinen Mädels und deren Kindern im Kurpark und wir redeten über Südafrika, bis mich Vali in der Tat genau das gleiche fragte und ich so lachen musste, weil das WIRKLICH durchaus eine wichtige Frage ist! Frühstück ist schließlich die wichtigste Mahlzeit des Tages.

Ich antwortete trocken:" Martin sagt, dass was man dort kauft"

 

Warum ich das erzähle? Wir hatten doch gestern Freunde von Martin hier, Locals, also Freunde die er von seinem ersten Südafrika-Aufenthalt kannte. Martin sprach oft von A. und wie lustig er sei etc. Davon musste ich mich ja wohl auch mal selbst überzeugen. 

Es war Freitag Nachmittag, trotz Ankündigung um 16 Uhr zu kommen, waren sie erst um 17:15 Uhr hier, kein Problem, this is africa=)) 

Sie kamen rein und strahlten mich an, wir stellten uns vor und A. ist ganz schön groß, seine Freundin R. eher klein, aber mit positiver Ausstrahlung. Wir setzen uns raus, tranken ein Bierchen und ein Sektchen, die Kinder spielen, wir unterhalten uns auf englisch. Es läuft sehr gut, weil die zwei einfach mega entspannt sind und Martin und ich mittlerweile gut drin sind in unserem Englisch. So langsam hab ich auch mehr den Dreh raus mit der Grammatik....egal...ich schweife ab=)

Jedenfalls sitzen wir dann beim Essen und erzählen und fragen uns gegenseitig aus.

Sie war noch nie in Deutschland, kann sich gar nicht vorstellen wie wir dort leben. Ich sage, dass wir in Deutschland zwar auch ein Haus haben, aber niemals soviel Platz wie hier und dass man das in D nur bezahlen kann, wenn man echt einen Haufen Kohle verdient. Wir erzählen auch von Apfelsaft und fragen uns in der Tat, wie es verdammt nochmal sein kann, dass man in Deutschland 2,80 Euro für nen südafrikanischen Wein bezahlt und hier genau das gleiche oder sogar etwas mehr (für richtig guten Wein bezahlt man hier natürlich auch nen ordentlichen Preis). Wir wissen es nicht, sind aber alle erstaunt.

Auch von anderen Gegebenheiten, z.b. dass es für mich eine riesen Umstellung ist jemanden hier zu haben, der mir im Haushalt hilft und dass ich sonst alles alleine mache. In D arbeite ich, hole die Kinder und den Haushalt  schmeiße ich auch.... R. macht auch viel alleine und trotzdem hat sie eine Maid, sie arbeitet den ganzen Tag, A. ist früher zu Hause und kocht dann schonmal, sie braucht sich nur noch hinsetzen, essen, fertig=) Klingt doch gut.

Da erzählen wir eben Anekdoten aus unserem Leben, unter anderem die Frühstücksgeschichte, dass wir deutschen uns eben ÜBERHAUPT so kein Bild von East London machen konnten, oder eben über Südafrika, man hat meist (ich auch) so ein ganz krasses Bild im Kopf sobald jemand AFRIKA sagt. (Jetzt bräuchte ich Hilfe von Kerstin, sie hat da den Durchblick) Man denkt nur an schwarze Menschen mit Messern in der Hand, Hungersnot, Armut, Kinder ohne Klamotten, Kinderarbeit..... schlimme Szenen die uns immer und immer wieder eingetrichtert werden von den Medien... Dieses Bild können wir vielleicht entzerren. Wir in D haben andere Wertvorstellungen, leben einen anderen Standard....haben andere Prioritäten, andere Probleme. Manche würden sagen: Luxusprobleme. Jeder hat sein Päckchen, sein Problem, seine Angst.... auch die Menschen hier...

Also die Menschen die da morgens an der Autobahn stehen/gehen/warten...die planen dass in ihren Tag, in ihre Zeit. 

Die Menschen die sich kein Auto leisten können (das sind hier sehr viele) die planen dass in ihren Tag mit ein. Hätten wir in D  nicht diesen Luxus (die meisten jedenfalls) wäre es halt so, wir würden es einplanen....mit dem Bus, Bahn etc da hin kommen wo man hin muss.....den Standard neu definieren...

 

Jedenfalls lachen wir uns so schlapp wegen dieser Frage,(auch weil sie so süß ist) weil man hier alles bekommt was man braucht =))) Hier gibt es ganz normale Supermärkte, "Bäcker", Metzger, Shopping Malls, man lebt hier nicht hinterm Mond. Wir wohnen auch nicht in der Wüste.....=) Afrika ist sooooooo riesengroooooooooß, man braucht glaub ich ein ganzes Leben um hier alles zu entdecken und zu erfahren.

 

 

A. erzählt von seiner Leidenschaft "Formel 1" zu schauen, vor allem auf "Ferrari" steht er. Er liebt Michael Schumacher, wenn es Michael Schumacher nicht gäbe, fände er Formel 1 ok.... aber MIT IHM, einfach fabelhaft.

Er war damals hier in D in Sindelfingen und am Nürburgring war zu der Zeit ein Rennen MIT Schumacher....er erzählte, er hat gespart bis es nicht mehr ging, egal was komme.....ER GEHT DA HIN!

Und wisst ihr was?Er war dort--> Er meinte, er hatte tränen in den Augen gehabt, weil Schumacher sogar gewonnen hat! Das war so ein riesengroßes Erlebnis für ihn und ich bin ganz fasziniert von diesem großen, lauten Mann, der wie ein kleiner Junge davon erzählt....ich freu mich für ihn.

Auch die  Sache mit dem Kaffee: Er war in einem Hotel, hier in D (arbeitstechnisch) und da bekam er einen Kaffee serviert, normal trank er nie Kaffee, aber dieses mal testete er ihn....

Er meinte, für uns wäre dieser Kaffee wohl eher "Bullshit" gewesen, für ihn war es ein wahrer GAUMENSCHMAUSS. So fing er an mit Kaffee trinken und kaufte sich in Südafrika eine Kaffeemaschine und den für ihn passenden Kaffee. Wir Deutschen sind für ihn die Helden im Kaffee zubereiten....diese Präzision =)

 

Er findet wir deutschen tun unsere Dinge mit Liebe zum Detail und Perfektion. Das findet er so toll....denn hier ist es mit vielen Dingen einfach nicht so. Von außen JA; alles schön, glänzt, pompös, doch wenn man genauer hinsieht, gibt es überall stellen, da ist was kaputt, staubig, zerkratzt, fällt auseinander, ist nicht exakt.... this is africa.

Für mich alles kein Thema, dass am Schrank etwas von der Folie absteht, weil es beklebtes Material ist und kein was weiss ich für ein Holz... oder die Stühle an unserem Tisch klasse aussehen, aber leicht wie Federn und gefährlich für so große Menschen sein können....die Stopper an den Stuhlbeinen unten fallen alle nacheinander ab und die Fließen verkratzen dadurch. Da muss ich morgen mal auf die Suche nach Filzstoppern gehen....der schöne Boden =((

 

Naja so vergeht der Abend, mit lachen und erzählen und ich freue mich über diesen kulturellen Austausch.

Ahso, A und R. wollen uns auch mal einladen, aber sagen gleich "Wir haben nicht so ein riesen Haus, bei uns wirds kuschlig" und ich sage " Ich komme nicht euer Haus besuchen sondern euch" A. und ich geben uns ne Ghetto-Faust und verstehen uns=) 

Und er möchte uns Hähnchen-Innereien zubereiten, wohl hier ganz normal, oder für ihn ganz normal?! Ich habe zugestimmt zu probieren....

Er ist Moslem (naja, er ißt kein Schwein, dass wars dann aber auch=)) R. ist katholisch, sie fällt aus allen Wolken als ich ihr sage, dass wir in D Kirchensteuer bezahlen müssen, ausser wir treten aus...sie ist baff. Hier werden ohne Ende spenden gesammelt, damit die Kirche was auf die Beine stellen kann.

So unterschiedlich ist das =)

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Mama (Samstag, 21 September 2019 20:46)

    Zum Glück gibts diese kulturellen Unterschiede� wär ja langweilig wenn alles gleich wär��
    Schön das ihr euch so gut mit den Leuten dort versteht (nicht nur sprachlich �)
    Schick euch ganz viele �

  • #2

    Kerstin (Freitag, 27 September 2019 15:57)

    <3
    Wenn du mal Zeit und Lust auf ein bisschen Lesestoff zum Thema "Afrikabilder" und Rassismus in unserem Gesellschaftssystem hast und woher das kommt, let me know ;) Wichtige Erkenntnis aber: wir leben nicht nur 'einfach so' einen anderen Standard, sondern wir können diesen nur leben, WEIL es Menschen in anderen Teilen der Welt beschissen geht und sie seit Jahrhunderten für unseren Wohlstand ausgebeutet werden - Rassismus liefert hierfür bis heute die Rechtfertigungsgrundlage.

    Empfehle zum Einstieg von ganzem Herzen Tupoka Ogettes Buch "Exit Racism": https://www.youtube.com/watch?v=n4IuhrjM1dQ